Geschichte der Mykotherapie

 

Eine der ältesten Erzählungen über den gezielten Einsatz von Pilzen stammt aus dem Alten Rom: Der römische Kaiser Tiberius Claudius aß angeblich leidenschaftlich gerne Pilze. Doch diese Leidenschaft wurde ihm zum Verhängnis. Seine Frau soll ihn mit Pilzen vergiftet haben, um ihren Sohn Nero auf den Thron zu bringen. Kein Fall von Mykotherapie, aber eine gezielte Anwendung von Pilzen!

Ziel der Mykotherapie ist es, die gesundheitsfördernde, krankheitsvorbeugende und auch heilende Wirkung der Pilze gezielt einzusetzen.

 

Antike

Bereits in der Antike wurden Pilze auch wegen ihrer heilenden Wirkungen eingesetzt. Der damals Agaricum genannte Lärchenporling (Laricifomes officinalis) etwa wurde u.a. wegen seiner abführenden Wirkung beschrieben.
Berichte von Plinius dem Älterem (23-79 n. Chr.) beschreiben den Gebrauch von Fomitopsis officinalis (vormals Agaricus albus genannt) u.a. zur Linderung von Atemnot, zur Behandlung von Tuberkulose, Fieber oder Epilepsie – auch dies eine frühe Schilderung der Mykotherapie.

 

Mittelalter

Im Mittelalter war die Mykotherapie relativ verbreitet. So wurden in Europa beispielsweise die Stinkmorchel (Phallus impudicus), das Judasohr (Aricularia auricula judae), der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) die Anistramete (Trametes suaveolens) und der Riesenbovist (Langermannia gigantea) zu therapeutischen Zwecken angewandt.
China wird gerne als die Wiege der Mykotherapie bezeichnet. Gleichzeitig geht die Mykotherapie hier über die rein medizinische Anwendung hinaus. So wurden Ling Zhi (Reishi, Ganoderma lucidum) und andere Pilze beispielsweise zur inneren Reinigung und zur Stärkung von Geist und Verstand eingesetzt.

 

Traditionelle Chinesische Medizin und Medizinalpilze

Eine Säule der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist die Ernährung. Einige Heilpilze gehören im asiatischen Raum seit Jahrhunderten zur täglichen Nahrung. Der Rat, bestimmte Tees oder Lebensmittel zu sich zu nehmen oder auch zu meiden, gehört zu den medizinischen Grundfesten dieser alten Medizin. Die Mykotherapie mit Pilzen wie Reishi, Cordyceps oder Trametes gehört zum festen Repertoire der TCM.

 

China

In China ist die Therapie mit Heilpilzen schon seit Jahrhunderten bekannt. Vor allem der Shitake wird dort traditionell als Lebenselixier, zur Heilung und Linderung der verschiedensten Krankheiten eingesetzt. Die Mykotherapie hat sich also vermutlich von China aus in Asien verbreitet. Pilze wie der Lackporling Ganoderma lucidum (Ling Zhi) sind in China  ebenso bekannt wie in Japan (Reishi). Man darf sich die heutige Mykotherapie in den Staaten Asiens jedoch nicht als traditionell betriebene Heilkunst vorstellen. Der Umsatz mit Mykotherapeutika kann sich beispielsweise in Japan mit anderen erfolgreichen Branchen durchaus messen. Er dürfte bei jährlich über 700 Millionen Dollar liegen.

 

Europa

In Europa wurde erst in den 50er- bis 70er-Jahren damit begonnen, die blutzuckersenkenden Wirkungen des Schopftintlings (Coprinus comatus) bei Typ-2-Diabetes im Rahmen von Tier- und Selbstversuchen zu erforschen. Die Ergebnisse waren widersprüchlich, die blutzuckersenkenden Effekte bei gesammelten und gezüchteten Pilzen unterschiedlich stark ausgeprägt. Trotzdem kann man diesen Zeitpunkt als Beginn einer ersten mykotherapeutischen Forschung in Europa festlegen. Die Ergebnisse dieser ersten Diabetes-Forschungsarbeiten sind allerdings relativ unbekannt: Da Pilze keine Photosynthese haben, produzieren sie Kohlenhydrate ohne Stärke. Stattdessen enthälten sie mehr Mannit, der bei uns als Zuckeraustauschstoff für Diabetiker verwendet wird. Im Gegensatz zu normalem Zucker (Glukose) wird Mannit sehr viel langsamer verstoffwechselt. Für Diabetiker hat dies den Vorteil, dass keine so ausgeprägten Blutzuckerspitzen auftreten.
In denselben Zeitraum fielen auch erste Forschungen zur blutgerinnungshemmenden Wirkung des Judasohrs (Auricularia polytricha). Angeblich sind die Fälle von Trombosen und Herzinfarkten in Gegenden seltener, wo dieser Pilz häufig gegessen wird.

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